Berliner
Verkehrstoten-Statistik 2003:
-
14 getötete (insgesamt 25) Radfahrer auf sogenannten Bürgersteigradwegen
oder Bürgersteigen (beutzungspflichtig für Kinder bis zu einem
Alter von 10 Jahren) in Berlin,
- 77 Verkehrstote insgesamt.
Ursache:
rechtsabbiegende Lkw an Knotenpunkten
Warum? Angeblich
der tote Winkel der Lkw (der sich mit technischen Mitteln durch Gesetzesinitiative
beseitigen ließe). Genauso, als würde man in der Dunkelheit
umherballern und hinterher der Nacht die Schuld für die Opfer
geben...
In Wirklichkeit:
In dem Moment, in dem es zur Kollision kommt, ist der Abbiegevorgang
längst eingeleitet und der Crash nur noch durch den Radler selbst
zu verhindern. Aber 50 Meter vor dem Knotenpunkt hätten sich
Kfz-Führer und Radler gegenseitig wohl kaum übersehen.
Historisch: 50jähriges
Einimpfen der "Eingebauten Vorfahrt" für Kfz in die Köpfe
der Gesamtbevölkerung und jahrzehntelanges Predigen des "Trennungsprinzips"
der einzelnen Verkehrsarten.
Ergebnis: Nicht
nur zahlreiche Politiker, Verkehrsplaner, Journalisten und Polizisten
glauben auch heute noch, Radwege seinen sicherer als die Straße,
auch Unmengen von Radlern sind bis heute diesem Denken verhaftet und
benutzen dadurch auch sehr gerne Bürgersteige zum Radeln.
Lösung:
Geduld, Beharrungsvermögen, Aufklärung.
-Hilfsmittel: Die Verkehrsunfallstatistik ist unbestechlich.
Oder: Wir schaffen
die lästigen Radfahrer einfach wieder ab...
Radwege sind sicher...
weitere Informationen auf externen Seiten:
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Missachtung der Radverkehrs-Unfallstatistik beim
Neubau der südlichen Schönhauser Allee in Berlin?
Charakter des Bauabschnitts:
Die Breiten des Straßenraumes
sind überall so, dass keine der Nutzergruppen (Fußgänger,
Radfahrer, Kfz-Parker, Kfz-Fahrer) auf Sicherheit, Leistungsfähigkeit
und Komfort verzichten muss. Selbst an der schmalsten Stelle
beträgt die Breite der Schönhauser Allee (zwischen
Tor- und Lottumstraße) von Hauswand zu Hauswand immerhin
noch ca. 25-26 Meter.
Falsche Aufteilung des Straßenraumes:
Gehen|LichtundBaum|Rad|Parken|Fahren|Fahren|<>|Fahren|Fahren|Parken|Rad|LichtundBaum|Gehen
Prinzip-Skizze des Bauabschnitts mit erkennbaren Planungsmängeln
Radler im "Toten Winkel" durch Bürgersteigradwege und
Parkplätze bis zur Straßeneinmündung:
der sogenenannte "Tote Winkel" ließe sich durch intelligente
automatische (Lkw-Brems-)Systeme und Zusatzspiegel (nur
für neuere Lkw über 7,5 Tonnen vorgeschrieben)
reduzieren, doch das Hauptproblem wird immer die relativ
hohe Geschwindigkeit (ca. 5 mal so schnell wie ein Fußgänger)
der Radfahrer bleiben. Auch an § 12 StVO (Halten und
Parken) halten sich Autofahrer i.d.R. nicht, d.h., dass
gerne bis in den Knotenpunktbereich hinein geparkt wird.
Wenn man schon Bürgersteigradwege anlegt, dann sollte
man mit Gehwegvorstreckungen und Pollern wirksam das Parken
mindestens drei Pkw-Längen vor der Einmündung
der Querstraße verhindern, was natürlich auch
den Fußgängern entgegen käme.
Richtige Aufteilung des Straßenraumes:
Gehen|LichtundBaum|Parken|Rad|Fahren|Fahren|<>|Fahren|Fahren|Rad|Parken|LichtundBaum|Gehen
Prinzip-Skizze des Bauabschnitts mit sicherer Führung
des Radverkehrs
Entschärfung
des "Toten Winkels" durch Radfahrstreifen auf der Fahrbahn:
durch Führung des Radverkehrs auf der Fahrbahn,
d.h. im ständigen Sichtfeld des Kfz-Verkehrs, ließen
sich nicht nur Unfälle vermeiden, auch der Radverkehr
könnte komfortabler gestaltet werden. Radfahrer
werden so von Kfz-Lenkern wieder als gleichberechtigte
Straßenverkehrsteilnehmer wahrgenommen.
Positiver Nebeneffekt dieser Radstreifen: das Privileg,
auf stauträchtigen Streckenabschnitten legal an
den Blechkolonnen vorbeifahren zu dürfen.
nachträglicher Einbau
von Gehwegvorstreckungen als Kompromiss bei bereits vorhandenen
Bürgersteigradwegen: durch konsequente Freihaltung
der Knotenpunktbereiche von sichtbehindernden Kfz, Bepflanzungen,
Werbeaufstellern, Litfasssäulen und sonstigen Einbauten
können Konflikte zwischen Rechtsabbiegern und geradeausfahrenden
Radfahrern minimiert werden. Auch Fußgänger profitieren
durch solche in die Hauptverkehrsstraße hineinragenden
"Gehweg-Nasen", auf die im beschriebenen Bauabschnitt verzichtet
wurde.
Fotodokumentation mit guten und schlechten Beispielen zur
Aufteilung des Straßenraumes:
(Senefelder Platz) Schönhauser
Allee / Ecke Metzer Straße, stadtauswärts, Richtung
Norden: vorbildliche Lösung. Ein 2-m-Radstreifen
bietet nicht nur geringe Rollwiderstände, sondern vor
allem Sicherheit durch Sichtbarkeit.
Pfefferberg, stadteinwärts,
Richtung Süden: bergab und mit Karacho über
die Fußgängerfurt zwischen U-Bahn-Eingang Senefelder
Platz und Haupteingang zum Biergarten - schön unsichtbar
hinter Autos versteckt - und vor allem: schön schmal
(1m). Und bald mit eingezogenem Kopf unter dem Blätterdach
junger Bäume hindurch. Dort, wo jetzt der untermaßige
Radweg ist, könnten stattdessen viele schöne Fahrradbügel
(von denen es bis heute keinen einzigen gibt) die Fußgängerfurt
beidseitig absichern.
Königstadtterassen,
stadtauswärts, Richtung Norden: noch besteht die
Chance, rechts Kfz-Stellplätze anzubieten und links Radstreifen
auf der 8-m-Fahrbahn abzumarkieren.
Schönhauser Allee
/ Ecke Schwedter Straße, stadteinwärts, Richtung
Süden: fehlerhafte Anordnung von ruhendem Kfz-Verkehr
und Radverkehr. Die richtige Lösung wird hier offensichtlich:
dort, wo jetzt Autos auf der abschüssigen 8-m-Fahrbahn
stehen, gehört der Radverkehr hin. Daran ändert
auch die Tatsache nichts, dass der Radweg eine ausreichende
Breite besitzt. Mangelhaft ist die Gestaltung des Radweges
an den Grundstücksausfahrten. Radverkehrsanlagen
gehören hier durchgebaut, um ein- und ausfahrenden
Kfz die Priorität des Radverkehrs zu signalisieren.
Schönhauser
Allee / Ecke Fehrbelliner Straße, stadteinwärts,
Richtung Süden: fehlerhafte Anordnung
von ruhendem Kfz-Verkehr und Radverkehr. Die richtige
Lösung wird hier offensichtlich: dort, wo jetzt
Autos auf der abschüssigen 8-m-Fahrbahn stehen,
gehört der Radverkehr hin. Daran ändert
auch die Tatsache nichts, dass der Radweg eine ausreichende
Breite besitzt. Gefährliche Situationen entstehen
insbesondere durch abbiegende Kfz. Auf den Einbau
großflächiger Gehwegvorstreckungen (dort
wo jetzt mindestens drei hintereinander parkende
Kfz die Sicht versperren) wurde außerdem verzichtet.
Schönhauser
Allee / Ecke Lottumtraße, stadteinwärts,
Richtung Süden: offensichtlich ist
hier geplant, den Bürgersteigradweg in
Richtung Torstraße (rechts zwischen den
bereits aufgestelltenen Laternen) als Standard-Radweg
fortzuführen, denn der Bord zwischen Gehsteig
und Radweg lässt die geplante Führung
bereits erkennen. Inklusive eingerechnter Lichtraumprofile
zwischen Laterne und Hauswand (ca. vier Meter
auseinander), müssten sich dann Fußgänger,
Radfahrer, Falschparker, Gastronomen, Hunde(streifen)benutzer
und Ladenbesitzer auf einer real nutzbaren Breite
von ca. drei Metern arrangieren...
Für den Kfz-Verkehr blieben dann (insg.
acht Meter für Fuß- und Radverkehr
abgerechnet) ca. 16-17 Meter Fahrbahnbreite
übrig (ca. 5 Fahrspuren á 3m).
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Umbau der
Schönhauser Allee eine unendliche Geschichte
Seit den 1990er Jahren wird die Schönhauser
Allee durchgängig mit Radverkehrsanlagen ausgestattet. Die Straße
ist viele Kilometer lang, als Haupteinkaufsstraße sehr belebt
und eine der bedeutendsten Straßenverbindungen zwischen der
Berliner Innenstadt und den Stadtteilen Prenzlauer Berg und Pankow.
Nachdem nun schon vor vielen Jahren das Kind
in den Brunnen gefallen war und der nördliche Teil der Schönhauser
Allee mit "klassischen" Radwegen versehen wurde, kam der pressegeschulte
Radfahrer spätestens zur Jahrtausendwende zu dem Schluss, dass
selbst der letzte Verkehrsplaner gemerkt haben muss, dass mit diesen
Bürgersteigradwegen irgendetwas nicht stimmt.
Auf die Idee - etwas gegen die häufigen
"Liebkosungen" von Rechtsabbiegern zu unternehmen, denen in schöner
Regelmäßigkeit Radfahrer zum Opfer fallen, die "gut geschützt"
hinter Hecken, parkenden Kfz, Sicherungsmasten und Werbetafeln vor
sich hin radeln und magisch vom "toten Winkel" der Lkw's und Pkw's
angezogen werden - kam vor 10 Jahren kaum ein Entscheidungsträger.
Man könnte denken, heute sei das anders und stößt
dann - zig Leichen später - auf einen im Bau befindlichen 1-m-Bürgersteigradweg,
angelegt auf abschüssiger Strecke.
Wie gehabt - es werden tausende Radler tägtäglich,
auch Schnellradler, zwischen Laternen, Autos, Bäume, Poller
und Querstraßeneinmündungen und Fußgänger gequetscht.
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